Das römische Köln

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Das römische Köln

Entstehung der Stadt

Die römische Epoche Kölns begann um 19 v.Chr. (oder auch 38 v. Chr., wie manche meinen). Unter Führung des damaligen Statthalters Galliens Agrippa (63 - 12 v. Chr., Statthalter um 39/38 + 20/19 v. Chr.), Feldherr und Vertrauter des Octavianus (dem Begründer des Prinzipats und damit der späteren römischen Kaiserzeit, der von 27 v. Chr. bis 14 n. Chr. unter dem Ehrentitel Augustus = der Erhabene das römische Imperium regierte), siedelten die Römer die rechtsrheinischen Ubier im Gebiet des späteren linksrheinischen Köln an und gründeten die römische Ubiersiedlung Oppidum Ubiorum ("zivile Siedlung der Ubier"). Diese Ubier-Siedlung bauten die Römer unter dem Heeresführer Tiberius ab ca. 7 v. Chr. zu einem zentralen Ort in Germanien aus. Nach der von den Römern 9 n. Chr. unter dem Heerführer Varus gegen die Germanen unter Arminius verlorenen "Varus-Schlacht" (früher "Schlacht im Teutoburger Wald" genannt) wurde das Oppidum Grenzort am Rhein, Sitz des Heeresführers und vorübergehend Garnisonsstandort (Winterlager der I. und XX. Legion). Die erste steinerne Urkunde der Stadt ist das von den Römern erbaute Ubier-Monument aus dem Jahre 5 n. Chr..

Im Jahr 50 n. Chr. erhielt diese Siedlung durch den römischen Kaiser Claudius den Status einer Stadt römischen Rechts mit dem Namen

Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA)

("Stadt römischen Rechtes, gegründet von Kaiser Claudius, des Altars für den Kaiserkult und der Agrippinenser"), die die Römer später wohl kurz "Agrippina" nannten. Die Verleihung dieses höchsten Stadtrechts im römischen Reich (insges. nur 150) hatte Agrippina, Mutter des späteren Kaisers Nero und seit 49 Frau des Kaisers Claudius, die am 06.11.15 n. Chr. als Tochter des Heeresführers Germanicus in der späteren CCAA geboren worden war, veranlaßt. Aus dem Namen CCAA wurden nachantik die Abkürzungen Colonia und später Cöln/Köln. Mit der Erhebung der Siedlung zu einer Colonia begann eine enorme Entwicklung des antiken Köln und auch der weitere Aufschwung. Die CCAA war im 2. und 3. Jhdt. n. Chr. eine der bedeutendsten und größten Städte des römischen Imperiums nördlich der Alpen. Und bei einem Besuch der Ausgrabungen des Forum Romanum in Rom - dem Zentrums des antiken Roms - bemerkt der Besucher an Schautafeln mit den Imperiumsgebieten in den Epochen des Römischen Imperiums, dass "Colonia" dort als wichtiger Standort in der Kaiserzeit n. Chr. aufgeführt ist und eng in die römische Geschichte eingebunden war. CCAA war übrigens die einzige römische Colonia, die den Namen einer Frau trug!

Köln existiert also seit 19 (oder 38) v. Chr. als Siedlung und mit den offiziellen Stadtrechten einer Colonia ab 50 n. Chr. (= Bezugsjahr für die 2000-Jahr-Feier!). Als Gründer Kölns gelten der Feldherr Agrippa und der zum Zeitpunkt der Gründung der Ubiersiedlung amtietrende Princeps Augustus sowie bezüglich der Stadtrechte Kaiser Claudius (Kaiser 41 - 54 n. Chr.) und dessen Frau Agrippina. Gemäß dieser Daten ist Köln eine der ältesten Städte, auf jeden Fall die älteste Großstadt Deutschlands. Die - gemäß einem aus dem Mittelalter stammenden Ehrentitel - "älteste Stadt Deutschlands" Trier wurde von Augustus 16 v. Chr. gegründet. Die Einwohnerzahl Kölns in der römischen Phase wird auf 20.000 geschätzt. Bei Ernennung als "Colonia" umfaßte das römische Köln ca. 97 ha. Später bildeten sich vor den Toren Vorstädte ("Suburbium") - vor allem im Süden -. Außerhalb der Stadtmauer wurden nach römischer Tradition auch die Gräberfelder angelegt.

Etwa 3,5 km südlich der römischen Siedlung, also in den heutigen südlichen Stadtteilen Kölns, wurde 16 n. Chr. das Flotten-Kastell Alteburg (im heutigen Stadtteil Köln-Marienburg) gegründet. Hier war bis in die 2. Hälfte des 3. Jhdt. die zentrale Kriegsflotte "Classis Germanica" zur Sicherung der Rheingrenze stationiert

Mit der Gründung der römischen Provinzen Nieder- und Ober-Germanien unter Kaiser Domitian (81 - 96 n. Chr.) wurde die CCAA ca. 85 - 90 n. Chr. Hauptstadt der römischen Provinz Nieder-Germanien ("Germania Inferior").

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      Stadtgründer Kölns/Agrippa       Stadtgründer Kölns/Kaiser Claudius

Stadtmauer und Straßen

Mit der Erhebung zur Colonia wurde die CCAA - wie im Imperium üblich - nach dem Vorbild Roms ausgebaut (zum Zeitpunkt Vespasians, Kaiser 69 - 73, etwa ein Fünftel der Größe Roms). Die römische Stadt CCAA erhielt eine ca. 4 km lange und ca. 8 m hohe Stadtmauer mit 9 Stadttoren, 19 runden Wehrtürmen und 1 großen quadratischem Turm in der SO-Ecke (Ubiermonument), die zwischen 50 und 70 n. Chr. gebaut worden ist. Diese Mauer blieb bis zur 2. Stadterweiterung des mittelalterlichen Köln erhalten, verfiel allerdings mit dem Abzug der Römer allmählich. Die erste Stadterweiterung erfolgte in der nachrömischen Phase um 940 mit der Einbeziehung der vorgelagerten Rheininsel in das ehemals römische Stadtgebiet, bei der der längst (vermutlich schon im 2. Jhdt. n. Chr.) verlandete Rheinarm zugeschüttet und seitdem als Marktplatz (u. a. im Gebiet des heutigen Alter Markt) genutzt worden war. Nach neueren Ausgrabungsergebnissen ist diese erste urbane Stadterweiterung aber vermutlich schon in der spätrömischen Phase (in der 2. Hälfte des 4. Jhdt. oder sogar schon zum Zeitpunkt des Baus der Rheinbrücke um 310) erfolgt.

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 römische Stadtmauer/Nordtor römische Stadtmauer/Nordseite      Castel Divitia/Turmrest

Das Straßennetz innerhalb der CCAA war nach dem Vorbild Roms eine Gebilde aus senkrecht zueinander angelegten Straßen mit einer Nord/Süd-Hauptstraße ("Cardo Maximus") und einer Ost/West-Hauptstraße ("Decumanus Maximus"). Die römische Hauptstraße aus Richtung Xanten ("Colonia Ulpia Traiana") gelangte durch das Nordtor der römischen Stadtmauer in die CCAA, führte über den Cardo Maximus (heutige Hohe Straße), verließ die Römerstadt durch das Südtor, verlief über die heutige Bonner Straße (zu römischer Zeit eine Gräberstraße außerhalb der Stadtmauer) und weiter über Koblenz ("Confluentes") und Mainz ("Mogontiacum") (= Hauptstadt Ober-Germaniens/"Germania Superior") nach Süden in Richtung Rom. Eine Straße nach Westen über Jülich (röm. Siedlung Juliacum) sowie Maastricht und Tongeren in Richtung des heutigen Nordfrankreich/Küste verlief über den Decumanus Maximus (heutige Schildergasse) und verließ die Stadt über die heutige Aachener Straße (zu römischer Zeit ebenfalls eine Gräberstraße). Eine weitere römische Straße führte von der CCAA aus südwestlich Richtung Zülpich mit Verzweigung zu den römischen Städten Reims ("Dorocortorum") und Trier ("Augusta Treverorum", später "Treveris").

Um 310 (308 - 315) wurde von den Römern die erste Rheinbrücke - eine ca 400 m lange befestigte Brücke nördlich der heutigen Deutzer Brücke - zum zur gleichen Zeit errichteten rechtsrheinischen Castell "Divitia" (hiervon stammt der Name der späteren Stadt Deutz - heute Stadtteil Deutz - ab) gebaut, die nach Fortzug der Römer allmählich verfiel (Abbruch vermutlich Ende des 10. Jhdt.). Der Bau der Brücke und der Militärfestung Divitia als Schutz gegen die immer zahlreicher werdenden Angriffe der Germanen gegen die linksrheinischen römischen Gebiete hatte der Kaiser Konstantin der Große veranlaßt, der die CCAA zwischen 310 und 315 mehrfach besucht hatte. (Die nächste befestigte Brücke folgte erst ca. fünfzehnhundert Jahre später mit der 1859 eingeweihten Dombrücke = heutige Hohenzollernbrücke! Heute hat Köln insgesamt 8 Rheinbrücken.)


Spätrömische Periode

Von 259/260 bis 274 bestand zur Abwehr der Germanen ein gallisches Sonderreich innerhalb des römischen Reiches (gegründet vom Statthalter Postumus in Köln, der auch der erste Kaiser dieses Reiches wurde) (Residenzstadt: zunächst Köln, ab 271 Trier). Mit der Reichsreform des Kaisers Diocletian (284 - 305), der Tetrarchie, wurde CCAA um 300 Hauptstadt der neu gegründeten Provinz Germania Secunda. Auch nach dem Überfall durch die Franken 355 gab es (anders als Ende des 4. Jhdt. in allen anderen vergleichbaren Römerstädten inkl. Trier) keinen Zerfall, sondern das urbane Leben ging weiter.

Im Zuge der fortschreitenden Zerfalls des weströmischen Reiches (Auflösung mit Sturz des letzten Kaisers 476) zogen die Römer ab. Köln wurde 455 von den Franken besetzt und Königssitz des fränkischen Teilkönigreiches der ripuarischen Franken (Rheinfranken). Viele der Romanen (= Nachfolger der provinzionalen römischen Bürger) blieben aber hier wohnen. Die Stadt erlebte dadurch einen nahtlosen Übergang in ein frühmittelalterliches Handelszentrum (siehe: Das mittelalterliche Köln). Die heutigen Kölner sind also - ethnisch gesehen - fränkischen Ursprungs mit großen Anteilen römischen Bluts. 507 fiel das fränkische Teilreich an das 482 durch Chlodwig I begründete Frankenreich der Merowinger (Chlodwig soll in Köln als Herrscher aller Franken ausgerufen worden sein). Bei der Teilung des Frankenreichs nach dem Tod Chlodwig I fiel Köln an Austrien mit der Hauptstadt Metz. Mindestens seit dem Beginn des 4. Jhdt. ist Köln Bischofssitz.


Wichtigste Daten des römischen Köln und Daten anderer deutscher Römerstädte

  • 19 (oder 38) v. Chr. Ansiedlung der Ubier in der linksrheinischen Kölner Bucht und Gründung der Oppidum Ubiorum (heutiges Köln) durch den römischen Statthalter Agrippa (1. Statthalterschaft in Gallien 39/38 v. Chr., 2. Statthalterschaft 20/19 v. Chr.) (Oppidum = befestigte röm. zivile Siedlung)
  • 16 v. Chr. Gründung von Augusta Treverorum, später Treveris (heutiges Trier)
  • 15 v. Chr. Gründung von Atuatuca Tungrorum (heutiges Tongeren/Belgien) in der Civitas T. (Civitas = römischer Distrikt)
  • 13 v. Chr. Gründung des Castra Vetera I (in Nähe des heutigen Xanten) (Castra = römisches Militärlager)
  • 13 v. Chr. Gründung des Castra Mogontiacum (im heutigen Stadtteil Mainz-Kästrich)
  • 11 v. Chr. Gründung der röm. Oppidum Bonna (heutiges Bonn), ab 69 n. Chr. Castra Bonnensia
  • 10 v. Chr. Gründung des Castra Noviomagnus (heutiges Speyer), ab 83 n. Chr. Nemetum
  • ca. 9 v. Chr. Errichtung eines zentralen Heiligtums in der Oppidum Ubiorum - Bezirk mit dem Altar für Roma und Augustus (Ara Ubiorum)
  • ca. 4 n. Chr. Baubeginn des Praetoriums in Köln als Amts- und Wohnsitz zuerst des Oberbefehlshabers des Heeres in Niedergermanien, später des Statthalters der Provinz Niedergermanien ("Germania Inferior") bzw. ab ca. 300 von Germania Secunda (der Bau wurde in 4 Baustufen errichtet und erweitert)
  • 9 n. Chr. Niederlage der Römer unter Varus gegen die Germanen unter Arminius im Germanengebiet rechts des Rheins ("Varus-Schlacht"). Als Folge zogen sich die Römer ab ca. 17 n. Chr. auf die Rheingrenze als Grenze Gallias zurück. CCAA war fortan auf Dauer Grenzstadt.
  • 12 n. Chr. Germanicus wird Statthalter der Provinz Gallia, zu der die spätere CCAA damals gehörte, und Kommandeur der Heere Nieder- und Obergermaniens
  • 15 n. Chr. Geburt der Agrippina, Tochter des Heerführers Germanicus und seit 49 n. Chr. Frau des Kaisers Claudius und Mutter des Kaisers Nero, in der Oppidum Ubiorum
  • 16 n. Chr. Gründung des Flotten-Kastells Alteburg südlich der CCAA für die röm. Rheinflotte
  • 50 n. Chr. Erhebung der Oppidum Ubiorum zur röm. Colonia Claudia Ara Agrippinensium ("CCAA") durch Kaiser Claudius auf Veranlassung seiner Frau Agrippina (Colonia = Stadt römischen Rechts)
  • 69 n. Chr. CCAA Residenzstadt des Kaisers Vitellius im "4-Kaiser-Jahr" des röm. Reichs nach dem Tode Neros
  • ca. 85-90 n. Chr. Gründung der neuen Provinzen Germania Inferior (Niedergermanien) mit der Hauptstadt CCAA und Germania Superior (Obergermanien) mit der Hauptstadt Mogontiacum (Mainz) in den Gebieten der germanischen Heeresbezirke der Provinz Gallia im Zuge der Verwaltungsreform des Kaisers Domitian
  • um 100 n.Chr. Erhebung einer Siedlung im Gebiet der heutigen Stadt Xanten in Nähe des vorherigen Castra Vetera I und in Nähe des Castra Vetera II (ab 71 n. Chr.) zur römischen Colonia Ulpia Traiana ("CUT")
  • um 120 n. Chr. Beginn des Baus des Limes als Grenzbefestigung vom Rhein bei Rheinbrohl (südlich von Köln) bis zur Donau mit Einbeziehung dieses Germanengebiets in das Imperium (260 Aufgabe des Limes und Rückzug hinter Rhein und Donau )
  • ca. 259/260-271 CCAA und 271-274 Treveris (früher Augusta Treverorum; Trier) Residenzstädte des vom Statthalter Postumus in Köln gegründeten gallischen Sonderreiches im röm. Reich (Postumus erster Kaiser dieses Reiches)
  • um 300 im Zuge der Reformen des Kaisers Diokletian CCAA Hauptstadt der neu gegründeten Provinz Germania Secunda
  • 293-395 Treveris (Trier) kaiserliche Residenzstadt eines der röm. Teilreiche während der Tetrarchie und später der Präfektur Galliarum im röm. Reich
  • 310-315 mehrfache Besuche des Kaisers Konstantin I - zunächst Caesar in der römischen Tetrarchie und späteren Alleinherrscher - in der CCAA, der um 310 den Bau einer Rheinbrücke und des rechtsrheinischen Kastells Divitia (im heutigen Stadtteil Köln-Deutz) veranlaßt
  • um 313 Maternus erster verbriefter Bischof Kölns
  • 355 Erhebung des Feldherrn Silvanus in der CCAA zum römischen Kaiser, der aber wenig später ermordet wird
  • 355 CCAA wird von den Franken erobert und stark zerstört
  • nach 400 Abzug der römischen Truppen aus Germanien, Köln wird zunehmend eine fränkische Stadt
  • um 397 Severinus Bischof von Köln
  • 455 Das römische Köln wird von den ripuarischen Franken (Rheinfranken) besetzt und ab ca. 460 deren Residenzstadt (1. König Sigibert); Divitia wird fränkischer Königshof "Divitia Civitas" (später ab ca. 1230 Stadt Deutz). Die Funktion Kölns als Residenz endete mit der Machtübernahme der Karolinger-Franken im 8. Jahrhundert.

Literatur

Kopie aus dem eigenen Internetauftritt des Verfassers [1] (Seite "römisches Köln"; weitere Beiträge zum Thema dort in Seiten "historische Kölner Persönlichkeiten", "Kölner Bauwerke" und "Kölner Denkmäler")