Benutzer:Agnes-Buchhandlung

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Firmengeschichte der Agnes-Buchhandlung auf der Neusser Str. 63 in 50670 Köln und Geschäfte der Familie Ormanns


Im Jahr 1963 lernen sich Regine Stutzinger und Rolf Ormanns auf der Deutschen Buchhändlerschule in Frankfurt Seckbach kennen. Es ist der erste Lehrgang, der an dieser gerade fertiggestellten Schule gehalten wird und Rolf Ormanns referiert über deutsche Gegenwartsliteratur. Regine Stutzinger ist mit seinen Ausführungen nicht ganz einverstanden und spricht ihn nach der Stunde an, worauf er sie zu einem Getränk einlädt. 1964: die Heirat. In dieser Zeit arbeiten sie zusammen in der Bücherstube am Dom in Köln. 1965 kommt ihre Tochter Anette zur Welt. In einer Phase der Neuorientierung siedelt 1969 die kleine Familie in die Nähe von Stuttgart. Dort wird Rolf Ormanns Geschäftsführer der alteingesessenen Buchhandlung Wittwer. 1970 wird Sohn Uli geboren. Das Leben auf dem Land und die Wesensunterschiede zwischen Rheinländischen und Schwäbischen erwirken schon im selben Jahr eine Rückkehr nach Köln. In der Folge arbeitet sich Rolf Ormanns durch mehrere Buchhandlungen, bis er bei Moll & Hülser an der Universität Köln eine langjährige berufliche Heimat findet. In dieser Zeit arbeitet Regine Ormanns halbe Tage in der Galerie Veith Turske.


1978 eröffnet Regine Ormanns im Kölner Agnesviertel, dem Wohnmittelpunkt der Familie, die Stickerei und Weberei, wo sie in Kursen traditionelle Handarbeiten lehrt und die dazugehörigen Materialien und Gerätschaften verkauft. 1980 übernimmt Rolf Ormanns mit der Firma: Akademische Buchhandlung, P. Neubner & F. Potthoff die älteste in Köln bestehende Buchhandlung. Der Akademische Teil beliefert eine große Stammkundschaft; vor allem verschiedene Fakultäten der Kölner Uni, sowie juristische Fachliteratur für Anwaltskanzleien. Am Anfang der sehr lebhaften Zülpicher Straße gelegen, auf der die Studenten von der Stadt kommend der Universität zuströmen, ist das Sortiment ausgesucht literarisch. Weitere Schwerpunkte liegen im politischen wie historischen Sachbuch. In den nächsten Jahren werden drei Lagerräume mit dem vorderen Verkaufsraum verbunden und die Buchhandlung wandelt sich. Neben dem eigentlichen Sortiment etabliert sich schnell eine umfangreiche Kinderabteilung; und als ob dadurch das künstlerische und kindliche Wesen des Inhabers befreit wird, wuchert es bald wie in einem tropischen Dschungel. Plötzlich sind neben den Büchern Spielzeuge aus alter und neuer Zeit da, fährt ein Bär auf einem Seil durch den vorderen Verkaufsraum, wippen Drachen von der Decke, hängen Puppen hier, verteilen sich Musikinstrumente, Kaleidoskope, Tinten, geschöpfte Papiere, Duftlampen und allerlei, was auf Kunsthandwerksmärkten, Messen und Flohmärkten gefunden wird, in den vier Räumen. Es entsteht der Eindruck, als hätten sich aus jedem Buch gerade ein oder zwei Teile materialisiert. Die Bücher müssen fortan mit dem Ganzen wetteifern. Aber es stehen da: Die Andere Bibliothek, Die Arno Schmidt Edition, Die Insel Bücherei, Die Bibliothek und Edition Suhrkamp, Die Winkler Klassikerausgaben, die Saltobände von Wagenbach usw. Um dem literarischen Anspruch weiterhin genügend Raum zu geben, eröffnet 1986 einige Häuser weiter Der Taschenbuchladen. Unter der Leitung von Regine Ormanns findet man dort beinahe sämtliche Taschenbuchreihen bei ihrem monatlichen Erscheinen vollständig vor. Daneben: eine gehörige Auswahl an Postkarten und ausgesuchten Geschenkpapieren. Nach ihrer Lehre bei der Vereinigten Universitätsbuchhandlung, VUB steigt Anette Ormanns in den Taschenbuchladen mit ein. 1991 beginnt Uli Ormanns seine Lehre in der Akademischen Buchhandlung. 1992 öffnet unweit ein weiteres Geschäft seine Tür: das Papelito. Ein Laden, der sich mit den schönen Dingen rund um das Schreiben beschäftigt. Tinten, Federn, Siegellacke, Petschaften, Kolbenfüller, handgebundene Alben, geschöpfte Papiere und vieles mehr. Zwischen den ganzen Sammelsurien lauern ausgewählte Bilderbücher, die ihre Geschichte erzählen wollen.

1994 zieht die Akademische Buchhandlung in ein ehemaliges Restaurant im Nachbarhaus. Der Mietvertrag der alten Räumlichkeiten wurde irgendwann immer nur um ein Jahr verlängert, da das Haus wegen Baufälligkeit niedergerissen und neu errichtet werden sollte. Trennung von Regine und Rolf Ormanns. Regine Ormanns wird alleinige Inhaberin des Taschenbuchladens. Schon bald wird deutlich, dass die baulichen Voraussetzungen des neuen Ladenlokals ungünstig für den weiteren Erfolg der Akademischen Buchhandlung sind. Der Eingang ist nach hinten ins Haus versetzt und nur von einer Laufseite aus zu sehen, zudem versprüht der Verkaufsraum nicht den Charme der vorigen Räume. 1998 verkauft Regine Ormanns den Taschenbuchladen an die Mitarbeiterin Ursula Kiel, die bis heute die Buchhandlung dort führt. 1999 schließt Rolf Ormanns das Ladenlokal der Akademischen Buchhandlung und konzentriert sich ausschließlich auf das Papelito und die Fortsetzungskartei der Akademischen Buchhandlung. Sein Mitarbeiter Walter Psyk eröffnet auf der gegenüberliegenden Seite sein Geschäft Wort Spiel. Neubeginn, Übergabe und ein Ende

1998 beginnt die Zeit der Agnes-Buchhandlung an der Neusser Straße. Regine Ormanns betreibt das Geschäft mit ihren Kindern Anette und Uli. Im Jahr 2001 übergibt Regine Uli Ormanns die Buchhandlung. 2002 gründet Uli Ormanns mit dem Pastoralreferenten Norbert Bauer und dem Leiter des Katholischen Bildungswerks Kurt Koddenberg die Lesereihe Literatur in St. Agnes, die bis heute weit über hundert Literaturveranstaltungen gefeiert hat. 2004 Umzug der Buchhandlung in größere und zentraler auf der Einkaufsstraße gelegene Räumlichkeiten. 2008 stirbt Rolf Ormanns. An einem strahlend schönen Sonntag hält er mit dem Fahrrad nach einem Flohmarktbesuch vor seinem Geschäft Papelito. Er wird von einem schweren Schlaganfall niedergeworfen und ist sofort tot. Das Papelito wird an seine Mitarbeiterin Susanne Bethke veräußert, die das Geschäft bis heute führt.

2015 erhält die Agnes-Buchhandlung beim erstmals vergebenen Deutschen Buchhandlungspreis eine Auszeichnung in der Kategorie "Hervorragende Buchhandlung". 2018 und 2019 wird die Agnes-Buchhandlung wieder mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet. 2021 erhalten die Agnesbuchhändler:innen das Prädikat "Besonders Herausragende Buchhandlung". 2022 wurde Uli Ormanns in die Jury des Deutschen Buchpreises berufen. Am 8. April 2023 ist Regine Ormanns gestorben. Sie liegt nun neben Rolf auf dem Melaten Friedhof.


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