Mercatorplan
Der Mercatorplan von Köln
Der Name Mercator kommt euch bekannt vor? Das ist gut möglich, denn viele werden auch das diesem Beitrag zugefügte Bild kennen. Darauf zu sehen ist ein ganz besonderer Plan. Der Mercatorplan von 1570/71.
Kurz zur Person seines Erschaffers: Arnold (Arnoldus) Mercator wurde am 31. August 1537 in Löwen/Belgien als Sohn des Kosmografen Gerhard Mercator geboren. Den Vater erwähne ich hier deshalb, weil wir auch ihm nennenswertes zu verdanken haben, so stammt zum Beispiel die erste korrekt-länderpositionierte Europakarte von ihm, ebenso wie der Atlas. Selbst den Namen, „Atlas“, hat Mercator seiner Kartensammlung nach dem mythischen König und ersten Astrologen Atlas von Mauretanien verliehen.
Und wie so oft traten die Söhne, Arnold war der älteste, in die Fußstapfen des Vaters.
Bevor wir nun aber zu unserem Mercatorplan kommen, sei gesagt, dass es auch vorher schon diverse Stadtansichten gab, nur waren diese noch anderer Art. Zum Beispiel die Vogelschauansicht des „Meister der kleinen Passion“. Der wirkliche Name dieses Künstlers ist tatsächlich unbekannt, daher gab man ihm diesen. Seine Darstellung, welche sich hauptsächlich um Kirchen dreht, ist allerdings aus heutiger Sicht nicht wirklich als Stadtansicht zu verstehen, denn innerhalb der Stadtmauern hat der Künstler fast nur Kirchen abgebildet, was keinesfalls der Realität entsprach. Allerdings sollte das Gemälde auch vielmehr eine Stadt Gottes abbilden. Dieses Werk von 1411 kann man im Wallraf-Richartz-Museum bewundern, wenn es dann wieder geöffnet hat.
Eine andere, sehr bekannte Variante stammt von Anton von Worms, vielleicht auch unter dem Namen Anton Woensam bekannt. Er schuf die „Kölner Stadtansicht von 1531“, ein riesiges Panoramabild, im Original mit einer Länge von über drei Metern, auf welchem man schon eine Vorstellung bekam, wie das Rheinpanorama mit seinen mittelalterlichen Bauwerken aussah und wirkte.
Als Kaiser Ferdinand I. am 5. Januar 1531 im Chor des noch nicht vollendeten Kölner Domes zum römisch-deutschen Kaiser gewählt wurde, wurde ihm dieses Werk als Geschenk überreicht.
Nun zum Mercatorplan…
Sinn des Ganzen war es, dem Stadtrat die Kontrolle darüber zu ermöglichen, wieviel Zugewanderte, wie sich herausstellte, Flüchtlinge, in der Stadt ansässig geworden waren und einen Überblick über das Stadtbild zu bekommen. Anlass war, dass sich in der freien Reichsstadt Köln seit dem Jahre 1565 häufig Flüchtlinge protestantischen Glaubens aus den Niederlanden niederließen. Anfang Dezember 1569 wurde der Rat der Stadt von den Niederlanden gewarnt, dass keine Flüchtlinge beherbert bzw. deren wohnen in Köln gebilligt werden sollte. Ein halbes Jahr später, am 23. Juli 1570 kam dann ein Erlass des Rates. Diejenigen Fremden, die seit 1565 in der Stadt lebten, mussten belegen können, dass sie ihre einstige Heimat rechtens verlassen hatte, sprich, nicht geflohen waren.
Den Auftrag zur Erstellung dieses Stadtplanes erhielt Arnold Mercator. Gezeichnet in einer Mischung aus Obersicht (Vogelperspektive) und hochgezeichneten Häuserfassaden wird hier eine Grundrissdarstellung der Stadt zum Rhein hin im offenen Halbkreis gezeigt.
Dieser Plan ist übrigens der erste Kölner Stadtplan, der tatsächlich nach geometrischen Leitlinien entstand. In seiner Genauigkeit war dieser in jener Zeit ungeschlagen, sind in ihm beispielsweise 195 Straßen, oder auch 169 Örtlichkeiten inklusive 18 Pfarrbezirken verzeichnet. Selbst Überreste der römischen Stadtmauer sind zu finden.
Des Weiteren sind auf den Außenrändern des Planes viele römische Inschriften und Detailzeichnungen abgebildet. Heute ist dieser Plan lediglich ein Blick in die Vergangenheit vor fast 500 Jahren. Aber gerade das macht ihn so faszinierend.
Ramona Krippner (Kölschgänger)